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Standort Stadthaus – Chancen einer Transformation

1. Juli 2022

Wir Architektinnen und Architekten im BDA Bonn-Rhein-Sieg stellen uns (und Ihnen) die Frage, ob wir es uns als Gesellschaft vor dem Hintergrund der klimaangepassten Stadtentwicklung noch leisten können, eine Gebäudestruktur, wie die des Stadthauses, in Frage zu stellen bzw. abzureißen.

Natürlich ist das Stadthaus heute ein Fremdkörper in der Innenstadt. Die Struktur des Entwurfes der autogerechten Stadt der 60er/70er Jahre entsprungen und schon lange nicht mehr zeitgemäß. Die Gebäude fügen sich nicht in die Stadtstruktur ein, sie sind im Vergleich viel zu hoch, eine vorgelagerte Sockelzone mit Stellplätzen hält den Besucher auf Distanz: Wo ist eigentlich der Eingang? Auch das Innenleben ist in jeder Hinsicht unübersichtlich und eine Belastung für alle Nutzer:innen und Besucher:innen.

Natürlich ist das Stadthaus ein Zeitzeugnis, das seine Berechtigung hat, und bei näherer Betrachtung lassen sich viele interessante Details entdecken, die einzelnen Kunstobjekte warten auf ihre Geltung nicht als „Kunst am Bau“ sondern als Kunst im Stadtraum. Vor allem aber ist ein pragmatischer Ansatz von Nöten, was der Bestand kann und wie wir ihn künftig nutzen wollen.

Das Stadthaus (wie im Übrigen auch das ehem. Landesbehördenhaus) stellt nach heutigen Maßstäben einen gewaltigen Bestand an grauer Energie und Flächenpotenzial dar. Würde man es abreißen, würde nicht nur sehr viel CO2 erneut freigesetzt, es gingen auch vielfältig nutzbare Flächen verloren, denn jede Neubebauung des Areals würde sicher weniger Nutzflächen hervorbringen. Neben diesen umweltpolitischen und ökonomischen Präambeln stellt sich aber zusätzlich die Frage, ob ein sensibler und kreativer Umgang mit der Substanz nicht neue Chancen für die Substanz und den Wert des Stadthauses bieten kann.

Die nachfolgend dargestellten Szenarien sollen auf konzeptioneller Ebene aufzeigen, welche Potenziale im Erhalt und Redevelopment des Stadthauses vorhanden sind bzw. gehoben werden können. Die Chancen sollen den Blick über den Tellerrand bieten, die Phantasie anregen und die Diskussionsgrundlage erweitern. Die angedeuteten Möglichkeiten sind auch ökonomisch durchaus realistisch, wenn man das hohe Flächenpotenzial hebt und einen am Gemeinwohl und vielleicht weniger an Buchwerten orientierten Ausgangspunkt definiert. So könnten z.B. genossenschaftlich organisierte Träger ohne Zwang zur Maximierung einer Rendite passende Partner für ein „Stadthauses 2.0“ sein.

Das Stadthaus hat eine Chance zum Modellprojekt für den Umgang mit den Großbauten der 1960er Jahre zu werden und damit auch die Ressourcen aus den Nachkriegsjahren in einen neuen Lebenszyklus zu überführen.

Die Präsentation kann unten auf der Seite heruntergeladen werden.

Vgl. auch Artikel im General-Anzeiger vom 7.6.2022 auf dieser Seite zum Download.

 

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