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Zukunft gestalten ohne Bestehendes zu ignorieren

10. Februar 2017

Der neue Vorstand des BDA Bonn-Rhein-Sieg: Jürgen von Kietzell, Nikolaus Decker, Ines Knye (Vorsitzende), Ralph Schweitzer und Paul Martini (v.l.n.r.)

Mit Jahresbeginn hat im Vorstand des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Bonn-Rhein-Sieg ein Wechsel in der Besetzung stattgefunden. Neue Vorsitzende ist die Bonner Architektin Ines Knye, seit 6 Jahren im Vorstand. Nikolaus Decker, bisheriger Vorsitzender, ist zum Stellvertreter gewählt worden. Weiter sind die Architekten Jürgen von Kietzell, Paul Martini und Ralph Schweitzer in ihrer Funktion als Beisitzer bestätigt worden.

Der neue Vorstand sieht sich der Tradition des BDA verpflichtet, sich in wichtige Stadtentwicklungsthemen einzumischen und durch Fachverstand zu begleiten, wo es gewünscht und möglich ist. Wandelbarkeit und Zukunftsfähigkeit unserer Städte sind entscheidende Gratmesser der Stadtentwicklung. Nur wer sich mit den aktuellen Anforderungen der Stadtgesellschaft auseinandersetzt, kann den Prozess mitgestalten. Die berufenen Mitglieder des BDA Bonn-Rhein-Sieg sehen sich einerseits als aktive Bürger in Stadt und Region, können andererseits jedoch durch fachliche Kompetenz mit steuern helfen.

Auf der Agenda stehen wichtige Themen wie die Auseinandersetzung mit dem spürbaren Druck, auf dem Wohnungsmarkt ein vielfältiges Angebot für unterschiedliche Miet- und Eigentumsformen zu schaffen. Gerade bei dem Mangel an noch zur Verfügung stehenden freien Grundstücken muss über Nachverdichtung und Nutzungsmischung im Quartier diskutiert werden. So hat der BDA das Thema „Bauen an der Bahn“ bereits in den Fokus gestellt und hier einen städtischen Rahmenplan bis nach Bad Godesberg gefordert. Aktuell ist er aufgefordert, sich in die Diskussion um ein mögliches Nutzungskonzept für das Viktoriakarree einzumischen. In der Tat wäre hier ein Modellvorhaben „Urbanes Gebiet“ sinnvoll, wie es in der Novelle der Baunutzungsverordnung 2016 vorgesehen ist.

Unter dem Thema „Der Luxus des Ungenutzten“ setzt sich der BDA Bonn-Rhein-Sieg mit dem nicht unerheblichen Leerstand in Bonn auseinander und der Frage, unter welchen Voraussetzungen wenigstens Zwischennutzungen möglich sind. Am Beispiel des seit zehn Jahren leerstehenden Landesbehördenhauses wird sichtbar, dass bei durchaus akzeptabler Gebäudesubstanz auf Mieteinnahmen verzichtet wird. Die Auseinandersetzung mit Baukultur erfordert eine ausgiebige und ergebnisoffene Betrachtung des Bestandes. Auch nicht denkmalgeschützte Gebäude sind aufgrund ihrer Substanz und der darin verbauten Ressourcen erhaltenswert. Der BDA-Landesverband NRW hat hierzu ein Thesenpapier „Bestand braucht Haltung“ entwickelt, wie mit der uns umgebenden Baulandschaft und vorhandenen Baukultur umgegangen werden kann.

Dass Bonn am Rhein liegt, ist für Außenstehende mitunter nur schwer zu erkennen. Die vielfältigen Verbindungen zu beiden Rheinufern sind aufzuspüren und barrierefrei nachzuhalten. Unter dem Motto „R(h)ein in die Stadt“ hat der BDA Bonn-Rhein-Sieg verschiedene Ideen entwickelt, den Fluss und seine Uferpromenaden als Natur- und Erlebnisraum mitten in der Stadt aufzuwerten. Ein Wasserbus wie in Hamburg oder Rotterdam würde nicht nur ein engmaschiges Verbindungsnetz der Stadtteile schaffen, sondern vielmehr auch die alternative Mobilität mit dem Rad oder zu Fuß stärken.

Der BDA schafft Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten und regt den Diskurs über baukulturelle Themen in Stadt und Region an. Er kooperiert eng mit den regionalen Hochschulen und kreiert gemeinsame Projekte mit den Studierenden.

Die Architekten und Stadtplaner des BDA Bonn-Rhein-Sieg sind sich der Verantwortung bewusst, qualitativ hochwertig und nachhaltig zu bauen und sind bereit, sich dem Wettbewerb um das beste planerische Ergebnis zu stellen. Deshalb erfolgt im Dreijahresrhythmus die „Auszeichnung guter Bauten“ in Bonn und der Region, so auch im Herbst 2017. Damit wollen wir auf besonders gelungene Projekte aufmerksam machen. Jährlich führen wir zum Tag der Architektur eine Exkursion zu neuen oder bestehenden Projekten durch mit dem Ziel, eine breite Bevölkerung für Baukultur in Bonn und der Region zu interessieren.

 

Ines Knye und Nikolaus Decker

Vorstand BDA Bonn-Rhein-Sieg