5. November 2016
Vortrag am 24.10.2016 im Rahmen der Auftaktveranstaltung der BDA NRW-Reihe „Städte im Stress. Wege aus der Wohnungsnot“ von Ines Knye, Vorstand BDA Bonn-Rhein-Sieg
Der unmittelbare Druck auf die Städte im vergangenen Jahr, innerhalb kürzester Zeit viele Flüchtlinge unterzubringen, hat gezeigt, dass die Städte kurzfristig reagieren können müssen. Auch der aktuelle Notstand der Erstsemester, einen bezahlbaren Wohnraum zu finden, kann nicht ignoriert werden und wiederholt sich jedes Jahr. Ein äquivalenter Druck besteht aber auch in der Schaffung von Ausweichquartieren für öffentliche Nutzungen durch den seit Jahren anstehenden Sanierungsstau in vielen städtischen oder universitären Gebäuden.
Für die Ertüchtigung dieser Gebäude müssen temporär nutzbare Flächen geschaffen werden oder die Stadt muss kostenpflichtig Flächen anmieten, um eine kontinuierliche Arbeit der Verwaltung oder der Lehre gewährleisten zu können, oft über mehrere Jahre. Es stellt sich also berechtigt die Frage, ob nicht eine Substanz soweit saniert wird, dass sie als „Rochadefläche“ für unterschiedlichste Nutzungen zur Verfügung steht.
Der BDA Bonn-Rhein-Sieg hat im Rahmen der Themenreihe „Städte im Stress“ beispielhaft die Fläche des Landesbehördenhauses an der B9 ausgewählt und untersucht, aus folgenden Gründen:
Rochadebeispiele: Umbau Stadtbibliothek, Sanierung Stadtarchiv
Obergeschosse (I – IV): Bürolandschaften
oder Vario-Wohnungen (ebenfalls ca. 8.000 m² Mietfläche):
Erdgeschoss: Öffentliche Nutzungen und Gemeinschaftseinrichtungen
Untergeschosse (I-IV):
Setzt man gegen die oberirdische Mietfläche von 18.200 m² einen Mietpreis von 10 €/m² (Büro) und für die unterirdische Fläche von 19.800 m² einen Mietpreis von 5 €/m², so sind der Stadt Bonn/dem Land NRW in den vergangenen 10 Jahren geschätzt 33,72 Mio. Euro an Mieteinnahmen entgangen. Wenn also über den hohen Sanierungsaufwand spekuliert wird, sollte man diesen Vergleichswert in Betracht ziehen.
Betrachtet man das Grundstück insgesamt, so sind mit dem Anbau aus den 1980er Jahren weitere Rochadeflächen vorhanden. Auch die Turnhallen im Bauteil C sind ungenutzt. Insgesamt bietet das Grundstück mit den vorhandenen Grünflächen und einem inneren Campusplatz ein hervorragendes Potenzial, hier ein multifunktionales Stadtquartier zu entwickeln, das unter dem Motto „Lust auf Stadt“ den modernen Anforderungen an urbane Arbeitswelten gerecht wird und eine Mischung unterschiedlichster Nutzungen, auch für Wohnen, ermöglicht. Die Stadt Bonn könnte hier durch die Neugestaltung des Bebauungsplanes einen zukunftsfähigen Standort schaffen.
Die Ergebnisse des BDA-Workshops zum Landesbehördenhaus können Sie hier einsehen:
landesbehoerdenhaus_workshop-bda