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Modifizierte Sanierung des Stadthauses in Bonn │ Pressemitteilung vom 16.01.2012

1. Februar 2012

Im Jahr 1968 wurde vor dem Hintergrund der damals beschlossenen kommunalen Neugliederung der Architektenwettbewerb für die Unterbringung einer zentralen Stadtverwaltung durchgeführt.

Der Siegerentwurf des Büros Heinle, Wischer und Partner aus Stuttgart symbolisierte mit 17 Geschossen die Hoheitsfunktionen der Stadtadministration und dient als markante Stadtkrone, so nachzulesen im neuen Buch „Bauen für die Bundeshauptstadt“ von Bredenbeck, Moneke, Neubacher (Werkstatt BauKultur Bonn). Bis zur Fertigstellung des Gebäudes vergingen 10 Jahre. Erst 1978 wurde das Gebäude bezogen.

Stadthaus_01
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Das Stadthaus ist mit seiner Höhe und seiner Fassadengestaltung bis heute ein Fremdkörper in der sensiblen Stadtsilhouette Bonns geblieben und hat städtebaulich keine Einbindung gefunden. Die in den vergangenen Jahren am Berliner Platz entstandenen Neubauten haben vielmehr an den historisch geprägten Gebäudehöhen und Fassadengestaltungen orientiert.

Heute, 40 Jahre nach dem Wettbewerb und der Entscheidung, das Wettbewerbsergebnis umzusetzen, ist dieses Gebäude in so hohem Maße sanierungsbedürftig, dass die Chance und damit die Notwendigkeit besteht, sich für die Unterbringung der Stadtverwaltung wieder grundsätzliche Gedanken zu machen.
Neben den zuvor beschrieben städtebaulichen Mängeln gibt es im Bereich der Erschließung (kein wirklich fußläufiger Zugang, Anfahrt zur Parkgarage über die umgebenden Nebenstrassen, etc.) und der inneren Organisation (überproportional hoher Nebenflächenanteil, Festlegung auf Großraumbüros, etc.) eine Großzahl energetischer und betrieblicher Probleme, die bis heute nicht gelöst sind.
Die von Verwaltung und Politik favorisierte „modifizierte Sanierung“ vergibt die Chance, sich eines Problems zu entledigen und der Verwaltung eine neue zeitgemäße Unterbringung zu ermöglichen. Auch die angedachte Bebauung entlang der Maxstraße, der Weiherstraße, der Franzstraße und des Berliner Platzes sind letztlich städtebauliche Kompromisse, die die Höhe der Türme und die damit verbundene Störung des Stadtbildes nicht verbergen werden.

Der BDA Bonn/Rhein-Sieg tritt dafür ein, die Diskussion um die Sanierung des Stadthauses umfassend und ergebnisoffen zu führen. Bevor eine Entscheidung für eine Sanierung des Stadthauses endgültig getroffen wird, sollten die Alternativen fundiert analysiert werden. Die Vorwegnahme von Denkansätzen aus rein wirtschaftlichen Erwägungen oder die Festlegung von Standorten aus politischen Gründen verschieben den Mittelpunkt der Diskussion und führen daher in Richtungen, die nur noch Kompromisse und keinen großen Wurf mehr zulassen. Wie sehr die zu frühe Festlegung auf einen Standort eine breit getragene Entscheidung behindern kann, hat Bonn im Zusammenhang mit dem Beethoven-Festspielhaus gerade erst erlebt.

Der BDA Bonn/Rhein-Sieg hat sich in seinem Beitrag zum „Masterplan Innere Stadt Bonn“ dafür ausgesprochen, das Stadthaus in der heutigen Form an der heutigen Stelle aufzugeben und die Forderung einer zentralen Zusammenfassung aller städtischen Dienststellen zu überdenken. Dienststellen wie z.B. das Straßenverkehrsamt, wären an besser anfahrbarer Stelle sogar attraktiver unterbracht und stehen nicht im direkten Zusammenhang mit der restlichen Verwaltung.

Als Standort für eine neue Unterbringung publikumsintensiver und zentraler Einrichtungen der Bonner Stadtverwaltung bietet sich die seit Jahren erhoffte Neubebauung am Bahnhofsvorplatz an, die ohnehin ohne städtisches Engagement noch weiter auf sich warten lassen wird. Dabei können die Erdgeschosszonen durchaus zu großen Teilen als Handelsflächen genutzt werden.

Der BDA Bonn/Rhein-Sieg wünscht sich, dass dieser Vorschlag genau so wie das Angebot des „Mr.X“, der der Verwaltung das ehemalige Landesbehördenhaus angeboten hatte, sachlich und umfassend geprüft wird und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Erst danach kann ein Qualifizierungsverfahren wie ein Architekturwettbewerb in die Wege geleitet werden. Aufgrund der umfänglichen Aufgabenstellung, die über eine betriebswirtschaftliche Sanierung oder Fassadenerneuerung weit hinausgeht, sollte mindestens ein zweistufiges Verfahren durchgeführt werden, um einer überzeugenden und dauerhaft verträglichen städtebaulichen Lösung ausreichend Raum und Chance zu geben. Dabei bietet der BDA Bonn/Rhein-Sieg auf allen Ebenen seine fachliche Kompetenz und seine Unterstützung an.

Bonn, 16.01.2012

Der BDA Bonn/Rhein-Sieg
Der Vorstand